Die drei Podagristen

Eine wunderbare Reisegeschichte aus dem Jahre 1844

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Coevorden (Niederlande)

An einem regnerischen Hochsommertag (1843) machten sich drei Coevordener Herren zu einer dreitägigen Reise auf, die sie quer durch die Grafschaft Bentheim führen sollte. Neugier und Entdeckerlust war der für die damalige Zeit ungewöhnliche Anlass, gleich drei Staatsgrenzen (die Königreiche Niederlande, Hannover und Preußen) zu überschreiten. Noch im selben Jahr veröffentlichen sie einen vergnüglichen Reisebericht, der auch heute noch seinen Platz in der Kulturgeschichte der Grafschaft Bentheim hat.

Mit wachem Blick und ironischem Augenzwinkern kommentierten die drei Wanderer die Sehenswürdigkeiten am Wegesrand, den Zustand der Straßen – oder die Qualität der Wirtshäuser. Sie beschrieben Dörfer und Städte, Menschen und Landschaften und notierten Unterschiede innerhalb der Grafschaft Bentheim und den Niederlanden. Sie machten Notizen über das Neuenhauser Schützenwesen, die Arbeitsbedingungen der Steinhauer, das Glücksspiel im Bad und den Anblick des Burgverlieses.
Vom unter anderem bei Gicht (griechisch: „Podagra“) heilsamen Schwefelbad liehen sich die drei Herren schließlich den Namen Podagristen“. Die Legende besagt zwar, dass die drei Coevordener im Bentheimer Bad von ihrem schweren Gicht-Leiden geheilt wurden und den Heimweg zu Fuß antraten. Wahr ist jedoch, dass sie einen großen Teil des Weges im Pferdewagen eines Neuenhauser Fuhrmanns zurücklegten.

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Burg Bentheim

In Nordhorn („Diese Miniatur Stadt hat 1000 Einwohner„) war ihre wichtigste Beobachtung: „Bekannt ist, daß die Landleute hier sehr abergläubig sind und – trunksüchtig“.

Burg Bentheim:
Eine Steintreppe führte auf eine Brüstung, deren freie Seite mit einer hohen Mauer abgeschlossen ist. Durch deren Schießscharten hatten wir einen entzückenden Blick auf den Flecken zu unseren Füßen“.

Die Kronenburg ist die älteste Teil der Burg und enthält angeblich einen Tempel aus heidnischer Vorzeit. Später wurde er zur Hauskapelle eingerichtet; einige Steinfiguren wurden als Götzenbilder bezeichnet. Im übrigen enthält der Raum Staub und Plunder“.  

„Der Besitzer scheint sich wenig um das Schloß zu kümmern, er soll es höchstens auch nur einmal in der Woche besuchen. Noch seltenere Gäste sind die Prinzen, die in preußischen Heeresdiensten stehen. Im ganzen scheint uns der Besuch des Schlosses wenig empfehlenswert zu sein“.

Die Stadt Bentheim:
Ein Rundgang durch den 1200 Seelen zählenden Ort schloß sich an. Nur selten fällt ein hübsches Gebäude auf, und alle Häuser scheinen um das Schloß herum gesät zu sein. Die sowohl neben- als auch übereinander verlaufende Straßen sind mit großen unregelmäßigen Kieselsteinen gepflastert. Gefährlich wird dies bei Glatteis, Schnee- und Hagelwetter sein. Hier und da sind auch Treppen angebracht, zu denen der natürliche Fels benutzt ist. Bedenklich werden solche Wege für Trunkene sein“.

podagristenpadDas Bad:
„Der Weg zum Bad führt durch herrliche Gärten. Der Gesundbrunnen selbst ist ein mit Stroh gedeckter Rundbau und umfaßt rings die Schwefelquelle. Wir gehörten weder zu der einen, noch zu den andern Art der Besucher“.

„Podagristenpad“, heißt der nach den Männern benannte etwa 80 Kilometer lange deutsch-niederländische Wanderweg, der heute ihren Spuren folgt von Coevorden nach Bad Bentheim.

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Tags: Geschichte, Bad Bentheim

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