Bildersturm in Bad Bentheim

arnoldii-2Graf Arnold II. wurde von seiner streng
lutherischen Mutter Anna erzogen,
aber kam schon in seiner Jugend in
Kontakt mit den Lehren von Johannes
Calvin, während er Theologie an der
Universität von Straßburg studierte.
Nach einem Jahr Studium in Straßburg
wollte er gerade eine Reise nach Paris
unternehmen, als dort in der Nacht
vom 23. auf den 24. August 1572 ein
Ereignis stattfand, das in die Geschichte
einging als die „Bartholomäusnacht“.

Für die Hochzeit der katholischen Königstochter Margarete mit einem protestantischen Anführer kamen viele protestantische Führungspersönlichkeiten („Hugenotten“, Anhänger von Johannes Calvin) ins katholische Paris. Obwohl die Ehe für mehr Frieden zwischen den verschiedenen Gläubigen hätte sorgen sollen, wendete sich einige Tage nach der Hochzeit das Blatt. Was folgte, war ein beispielloses Massaker. Auf Befehl von Katharina von Medici, der katholischen Mutter der Braut, wurden mehr als 200 Hugenotten ermordet.
Während der Folgemonate breitete sich das Morden in ganz Frankreich aus und die Zahl der Todesopfer stieg schließlich auf viele Tausende an. Beim jungen Arnold hatten die Ereignisse einen tiefen Eindruck hinterlassen.

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In Bentheim kam der Calvinismus stufenweise
Im folgenden Jahr heiratete Arnold Magdalena von Neuenahr. Das junge Paar war bereits seit 1575 reformiert. Wahrscheinlich aus Respekt vor seiner lutherischen Mutter stellte er die allgemeine Einführung des Calvinismus in der Grafschaft Bentheim ein. Erst nach ihrem Tod wurden freie Positionen mit reformierten Pastoren besetzt. 1588 wurde die reformierte Doktrin überall eingeführt. Damit verbunden war eine strenge Auslegung des zweiten Gebotes:
„Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben“.
Am 15. April 1592 ließ Graf Arnold alle Altäre und Dekorationen aus der
Pfarrkirche in Bentheim entfernen und auch die Kruzifixe in der Gegend.
Auch der „Herrgott von Bentheim“, eine der ältesten christlichen Statuen
in der Grafschaft Bentheim, wurde wahrscheinlich damals niedergerissen
und verschwand unter der Erde.

Nach dem Bildersturm 
Im Jahr 1604 wurden organisatorische Veränderungen in der Kirche durchgeführt. Die höchste Position in jeder Gemeinde nahm nun ein Kirchenrat ein, bestehend aus dem Pastor, den Ältesten, dem Dekan und dem Küster. Dann wurde ein sogenannter Oberkirchenrat für die gesamte Grafschaft Bentheim gegründet. Die Hauptaufgabe dieses Kirchenrates
bestand darin, die Gemeinden in rechtlichen Fragen, einschließlich
des Eherechts, zu unterstützen. Deshalb war eines der vier Mitglieder
des Oberkirchenrates immer ein Jurist. Darüber hinaus schlug der
Rat geeignete Kandidaten für die Besetzung von Pfarrstellen vor.

Niederländischer Einfluss
Mit dem Wechsel des Grafen Ernst Wilhelm zum katholischen Glauben 1668 begannen harte Zeiten für die evangelischen Kirchen. Ernst Wilhelm stand unter dem starken Einfluss des Bischofs von Münster, der die ganze Grafschaft wieder katholisch machen wollte. Damals herrschte noch die Regel „Cuius regio, eius religio“ oder mit anderen Worten: „Wer herrscht, bestimmt auch die Religion“.
Ein kleiner Teil der Bevölkerung wurde zwar katholisch, aber die meisten blieben ihrer evangelisch-reformierten Kirche treu und suchten zunehmend Hilfe bei ihren reformierten Nachbarn, den Niederländern. So wurde beispielsweise 1709 das Bentheimer Glaubensbekenntnis auf Niederländisch gedruckt, war der Vorsitzende des Oberkirchenrats bis zur Zeit Napoleons Niederländer und war Niederländisch die Predigtsprache in der Kirche.

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