Erdgas in Bad Bentheim

Das erste bedeutende Erdgasfeld Westeuropas

bentec-gasEin ohrenbetäubender Knall zerriss die Stille des Bentheimer Waldes. Es war Montag, der 5. Dezember 1938. An diesem trüben Wintertag stieß gegen 14 Uhr eine von der Firma Deilmann aus Dortmund ausgeführte Bohrung, die „Norddeutschland 1“, in 1.577 Metern Tiefe auf ein alle Erwartungen übertreffendes Erdgaslager. Ein gewaltiger Erdgasausbruch setzte ein und das Rauschen und Dröhnen des Gases war bis weithin zu hören.

Direktor „CD“ Carl Deilmann hielt sich zu dieser Zeit in Karlsruhe auf, als er ans Telefon gerufen wurde und ihm sein Oberbohrmeister aufgeregt vom Erdgasausbruch berichtete. Sogar durch den Telefonhörer habe er das gewaltige Rauschen vernommen. Erst nach neun Monaten konnte der Gasausbruch gestoppt werden. Eigentlich hatte man gar nicht Erdgas, sondern Erdöl finden wollen.

Öl oder Gas?
1888 gründete der 22-jährige Carl Deilmann senior die „Carl Deilmann Bergbau-Unternehmung“ in Dortmund. Als 1899 in Wietze, westlich von Celle, Öl gefunden wurde, brach auch hier ein Ölrausch aus. Carl Deilmann senior suchte in eigener Regie sowie im Auftrag Dritter nach dem begehrten Rohstoff. 1904 wurde das Unternehmen erstmals fündig. Aber erst mit der Autarkiepolitik der Nationalsozialisten verstärkte man die Suche nach Erdöl auch in den „erdölhöffigen Gesteinsschichten“ im Bentheimer Sandstein im Emsland. „CD“ Carl Deilmann, ab 1933 Geschäftsführer,
ging zielstrebig vor: Er erwarb Anteile der Gewerkschaft Bentheim, die über Grundbesitz im Raum Bentheim verfügte. Am 5. Juli 1936 begann Deilmann im Bentheimer Gebiet mit einer Bohrung, bei der er das in den USA entwickelte Rotary-Bohrverfahren anwendete. Zwei Jahre später wurden seine Bemühungen von Erfolg gekrönt. Ab März 1944 wird das Erdgas von Bentheim durch eine neue Pipeline zu den Chemischen Werken Hüls in Marl geführt.

Kriegsproduktion
In der gesamten deutschen Industrie werden nach Kriegsausbruch verstärkt Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt, so auch bei Deilmann. Die meisten stammen aus Osteuropa und aus der Sowjetunion sowie aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Italien. Mitglied der NSDAP sei Carl Deilmann nicht gewesen, wohl aber wurden im Rahmen der „Gleichschaltung“ Unternehmensverbände, in denen er Mitglied war, von der Nazipartei übernommen. Nach Kriegsende stufte der Entnazifizierungsausschuss Carl Deilmann schließlich in die Kategorie V („Mitläufer“) ein. Damit war er entlastet und konnte seine Arbeit weiterführen.

Nach Kriegsende
Am 7. August 1946 wird die Haupt-verwaltung des Unternehmens nach Bentheim verlegt. Das „Logier-haus“ am Bade war von 1946 bis 1953 die erste provisorische Bleibe in Bentheim. Das Deilmann-Gelände liegt am Rande des Bentheimer Waldes und wurde im Krieg in Eile angelegt. Die Hauptzufahrtsstraße Hilgenstiege glich eher einem Feldweg als einer Landstraße. Während des Wiederaufbaus wurde eine neue Zufahrtsstraße gebaut, das gesamte Gelände von Bäumen befreit und wichen die Wellblechschuppen und -baracken Gebäuden aus Ziegelsteinen.
In der Nähe des Geschäftskomplexes entstand ein komplettes neues Viertel und auch in anderen Stadtteilen baute das Unternehmen viele neue Wohnungen. Die Firma Deilmann entwickelte sich in raschem Tempo zu einem modernen Öl-und Gasproduzenten.

„CD“ Carl Deilmann wurde ein führender Industrieller und war in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft aktiv. Er ließ eine Villa für sich auf dem Bentheimer Berg bauen, die nach einer 100 Millionen Jahre alten geologischen Formation aus der Kreidezeit „Haus Valendis“ genannt wurde. Bis heute sind an dem Ort der ersten Entdeckung von Erdgas Gas- und Ölgesellschaften aktiv, derzeit unter den Namen Bentec und KCA Deutag.

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Quelle: Chronik 125 Jahre Deilmann

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